Buchrezession: Edward Kruger: Stoltz – das Attentat

Ein ehemaliger Revolutionär Stoltz kommt aus dem Exil der USA zurück und erlebt erst einmal ein Déjà-vu des Macht-Missbrauchs der Executive in Form von Wulberer in Stuttgart. Er wird über seine große Liebe als Druckmittel dazu gebracht, mit den Machthabern zu kooperieren. Dabei schafft er es ein fast unlösbares Problem mithilfe eines Freundes aus den USA zu lösen und die Zaren, Grafen und Könige nebst Gefolgen vor einem Attentat zu befreien. Neben diesen werden auf eine charmante Art andere historische Persönlichkeiten wie Graf von Zeppelin eingeflochten. Am Ende kommt Stoltz einem eigenen Rätsel auf die Spur.

Für mich war dieser Kriminalroman sehr spannend, auch wenn ich mich am Anfang etwas schwertat in die Geschichte einzutauchen.
Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und ihre Entwicklung wirkt auf mich überzeugend. Das Ende fand ich es dann doch etwas romantisch verklärt und es war mir ein wenig zu „dick aufgetragen“. Was allerdings für mich keinen großen Einfluss auf das Gesamtbild hat. Zwischendurch sind lustige Anspielungen und Formulierungen zu finden, die eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der jetzigen Zeit schlagen.
Die damalige Rolle der Frau in der Gesellschaft und im Privaten wird gut dargestellt. Die beiden „Nebencharakteren“ Fräulein Holder und der Frau Wulberer verdeutlichen dies sehr gut.
Die politischen Ränkeschmiede und Machenschaften des Adels, sowie deren Einstellungen zum Volk wird erschreckend klar dargestellt.

In meinen Augen ist auch die damalige Zeit sehr gut in dem Buch erfasst und ich konnte mich gut in die Zeit hineinversetzen. Das Buch kann ich wärmstens empfehlen.

Buchrezession: René Anour: Tödlicher Duft

Tatsächlich beruht das Buch auf einer wissenschaftlich belegten Erkenntnis, dass Düfte Erinnerungen wachrufen. In diesem Buch geht es genau um diese Magie der Düfte. Die Charaktere sind interessant und skurril zusammengestellt und nach und nach werden die ein oder anderen vergangenen Geheimnisse gelüftet, die stimmig und spannend sind. Commissaire Campanard als Team-Chef hat eine bewegte Vergangenheit und fährt lieber E-Bike als Auto. Linda Delacours ist aufgrund eines lebensbedrohlichen Ereignisses aus ihrer Vergangenheit psychologisch instabil. Sie stellt sich mutig ihren Ängsten und der Dritte im Bunde ist gesundheitlich angeschlagen.

Die Geschichte um Eric Sentir Mord ist voll von Düften, wunderbaren atmosphärischen Beschreibungen der Provence und Grass. Man kann förmlich den Lavendel und den Jasmin riechen. Spannend ist, dass in der Mitte des Buches im Spaß der oder die Mörderin genannt wird, die dann allerdings von den drei Ermittlern sofort belustigend ausgeschlossen wird. So fiebert man bis zum Ende, wer es sein könnte. Die Rätsellösung macht tatsächlich Sinn und ist logisch, sowie überraschend zugleich.

Als Jugendliche hatte ich mit meinen Eltern die Parfümeurie Fragonard selbst besucht und konnte mich sofort an die Tiegel erinnern. Es war für mich wie eine Reise in die Provence. Die Geschichte liest sich flüssig und ist wunderbar mit interessanten Charakteren angereichert, die man irgendwie gleich selbst vor Augen hat, wenn man das Buch liest. Ich konnte das Buch nicht weglegen, da ich unbedingt wissen wollte, wer es war und welches Motiv dahintersteckt. Letztendlich ging es um die „Weltmacht“ der Pafümerie, in einer sehr charmanten Verpackung.

Wer Südfrankreich mag, gerne von der wunderbaren Patisserie und den südfranzösischen Düften inspirieren lässt, sowie einen gut recherchierten und auf faktenbasierten Krimi lesen möchte, sollte dieses Buch lesen. Ich werde es sicherlich einmal wieder lesen, da es mich wirklich faszinierte.