Burchrezession: Jasper Fforde: Rot

„Rot“ von Jasper Fforde ist das zweite Buch einer Trilogie. Das Buch „Grau“ legt die Basis der Geschichte. Nach anfänglichen „Schwierigkeiten“ kommt man gut in die Geschichte hinein, da „Rot“ selbst für sich geschlossen und rund ist. Es kann losgelöst von „Grau“ gelesen werden. „Rot“ ist eine Geschichte, die voller Anspielungen an die Gegenwart und die Vergangenheit, vor allem drittes Reich) unserer Welt- und Europa-Geschichte ist. Der Hintergrund ist eine fiktive Welt, in der eine besondere Menschen-Art lebt, die eingeschränkte Farbaspekte wahrnehmen kann und demnach ihre Arbeitsstelle und Macht zugewiesen wird. Je stärker der Farbton ersichtlich ist, desto höher ist die Position, die sie bekleiden. Empathie, emotionale Intelligenz, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit existiert kaum, stattdessen leben die Menschen dort strikt nach einem Gesetz, das sie nicht selbst erlassen haben. Die einzige „Schicht“, die freier lebt und empathische Regungen kennt, ist unter den Grauen, der untersten und ausgebeuteten Arbeiterschicht, zu finden. Die Geschichte handelt von zwei (drei) Hauptakteuren. Edward, hoch rotsichtig und Jane leicht grünsichtig und vor der Farbfeststellung als grau eingestuft worden ist. Sie wohnen im roten Sektor.  Die Geschichte greift zu Beginn, das Ende von „Grau“ auf, weswegen Jane und Edward des Mordes an einem Gelben angeklagt werden. Jane und Edward wollen den merkwürdigen Gesetzen, die unterdrückend, ungerecht und unfair sind, auf den Grund gehen. Sie verstehen das willkürliche, plötzliche Ausrottung ganzer Dörfer durch Krankheiten, die über das Ansehen von Farben vergeben werden, nicht. Bei ihrer Suche nach Antworten finden sie schnell heraus, dass sie in einem Experiment sind. Sie stehen dementsprechend unter Beobachtung und sind der Willkür der Forscher des Experiments ausgesetzt. Spannend ist es, wie es dennoch „Untergrundbewegungen“, Bünde, Vertrauen existieren und ehemalige Rivalitäten unter Angst und Verfolgung sich wandeln können. So werden Violett, die Jane und Edward eher wie „Hunde“ und Werkzeuge behandelt hat, am Ende eine Verbündete mit fast freundschaftlichem Charakter. Das Ende ist sehr emotional und war für mich überwältigend positiv.

Es ist ein Buch, dass ich wärmstens empfehlen möchte, da es sich nicht nur gut liest, sondern viel Raum für Interpretationen, Parallelen zu unserer Welt sowohl in politischer, als auch gesellschaftlicher Sicht ziehen lässt. Der Wortwitz ist angenehm und es gibt Sätze, die ich spannend finde, da sie Themen auf den Punkt bringen. Allerdings muss man fantastische Welten mögen und sich auf die Welt von Edward und Jane einlassen, die über „Brot und Spiele“ zu funktioniert. Dabei ist die Geschichte weit genug von unserer Realität entfernt, aber nah genug dran, um den Gedanken nachzugehen, dass es in unserer Wirklichkeit so etwas auch gibt, gegeben hat. Was mir persönlich gefällt ist, dass Jane mutiger ist als Edward. Auf jeden Fall werde ich das Buch „Rot“ erneut lesen, da es so viel zu entdecken gibt, was man beim ersten Lesen übersieht.

Besonders möchte ich mich bei https://www.lesejury.de/ bedanken, die „Rot“ als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.